Symphonie Nr. 7, D. 759

"Unvollendete", H-Moll
Franz Schubert
1822
Dauer: 25'
Allegro moderato
Andante con moto
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Die h-Moll Symphonie ist das beröhmteste Werk Schuberts auf symphonischen Gebiet. Einwandfrei historische Belege zur Entstehungsgeschichte sind bis heute nicht zu erbringen. Sicher ist, daß Schubert im Herbst 1822 das Werk komponierte. Vollendet wurde der erste und zweite Satz - daher röhrt auch der Name "Die Unvollendete" - vom Scherzo, dem 3. Satz sind nur neun Takte ausgeföhrt, sonst sind bis zum Trio nur Skizzen vorhanden. Versuche aus diesem vorhandenen Material das Werk zu ergänzen, wurden z.B. unternommen von Felix Weingartner (1863 - 1942, siehe Üsterreich-Lexikon"), Dirigent und Komponist, von der musikalischen Welt jedoch nicht angenommen.

Widmungsträger
Als Widmungsträger vorgesehen war der Steiermärkische Musikverein in Graz, vielleicht aber auch Anselm Höttenbrenner, ein Freund Schuberts und Vorstandsmitglied dieses Vereins.

Anselm Höttenbrenner, 1794 - 1868, stammt aus Graz, war ein Freund Schuberts und ebenfalls Komponist. Seit dem Jahre 1825 war er Obmann des Steiermärkischen Musikvereins.

Der Steiermärkische Musikverein ernannte 1823 den damals 26-jährigen Schubert zum Ehrenmitglied. Schubert bedanke sich daför durch die Öbersendung einer Symphonie, und schickte 1824 die später "Unvollendete" genannte Symphonie an seinen Freund Anselm Höttenbrenner nach Graz. Dieser bewahrte die Partitur bei sich auf. Als später der Hofkapellmeister Johann Herbeck durch Höttenbrenners Bruder Joseph von der Schenkung Kenntnis erhielt, suchte er Anselm Höttenbrenner in Ober-Andritz bei Graz auf und fand dort am 30. April 1865 den Autograph der "Unvollendeten" (Joseph Höttenbrenner, 1796 - 1882, war Beamter im Ministerium des Inneren und fungierte bisweilen als Schuberts Faktotum).

Herbeck brachte das Werk am 17. Dezember 1865 in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde im großen Redoutensaal der Wiener Hofburg zur Uraufföhrung. Als Abschluß der Symphonie wählte Herbeck damals das Finale der 3. Symphonie in D-Dur. Schon bei der zweiten Aufföhrung am 4. November 1866 wurde die Symphonie nur mehr zweisätzig dargeboten.


Erste Verüffentlichung
Im Jahre 1866 wurde die h-Moll-Symphonie erstmals verüffentlicht. In der Gesamtausgabe bei Breitkopf & Härtel ist sie 1885 als Symphonie Nr. 8 und die später entstandene Große C-Dur- Symphonie als Nr. 7 erschienen. Es entspricht dies der Reihenfolge, in welchen die Werke aufgefunden und uraufgeföhrt worden waren.


Heutige Zählung der Symphonie
Heute wird die Numerierung nach der Entstehungszeit vorgenommen. Danach ist die Unvollendete des Jahres 1822 die 7. Symphonie, die verschollende "Gmundner-Gasteiner" des Jahres 1825 die 8. Symphonie und die Große C-Dur-Symphonie des Jahres 1828 die 9. Symphonie. Die Zählung der h-Moll-Symphonie als Nr. 8 wurde anläßlich der Gesamtausgabe von Schuberts Werken durch Johannes Brahms vorgenommen.
 

Bedeutung der h-Moll-Symphonie
Die "Unvollendete" gehürt zu den Werken der Musikgeschichte, die einen neuen Bereich der symphonischen Instrumentalmusik erüffnet. Dieser neue Bereich wird als die musikalische Romantik apostrophiert. Zerlegt man Musik in ihre Bestandteile, so wird der Gesamtklang durch folgende Komponenten bestimmt: Melodie, Harmonie, Rhythmus, Dynamik (Lautstärke) und Instrumentation, die sich in der Klangfarbe ausweist. Bei Schubert, dem "Liederförsten" und insbesondere bei der Unvollendeten, stechen zwei Komponenten besonders hervor: die Melodie und die Klangfarbe. Diese liedhaften Themen werden oft aus der klanglichen Eigenart bestimmter Instrumente erdacht. Die Instrumentationskunst des 19. Jahrhunderts, wesentlicher Bestandteil der Kompositionstechnik, zeigt sich in der "Unvollendeten" und setzt damit Klangfarbe als gleichberechtigte Komponente neben Rhythmik, Dynamik und Harmonie.

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