Symphonie Nr. 29 A-Dur, KV 201 (186a)

Wolfgang Amadeus Mozart
1774
Dauer: 27'
I. Allegro moderato
II. Andante
III: Menuetto
IV. Allegro con spirito

Mozarts Symphonie in A-Dur KV 201 (186a) gehört zu einer Gruppe von insgesamt neun Symphonien, die Mozart in der kurzen Zeit zwischen den Reisen nach Italien in den Jahren 1769 bis 1773 und der Reise nach Paris in den Jahren 1777/78 in Salzburg komponiert hat. Diese Symphonien sind alle in autographen Dirigierpartituren erhalten.

In ihnen drängen nach Hermann Becks Worten «die Erfahrungen der italienischen Reisen zu einer Synthese, die erste entscheidende, die Mozart gewonnen hat. Der Klangstil Italiens verbindet sich mit einer versponnenen Linearität transalpinen Erbes». Die Symphonie KV 201 (186a) wurde am 6. April 1774 fertiggestellt. Alfred Einstein spricht in seiner Mozart-Biografie von der «großen Wendung» im Jahre 1773 und von den drei gleichermaßen vollendeten Symphonien dieser Zeit, nämlich den Symphonien KV 200, KV 183 (der «kleinen» g-Moll-Symphonie) und KV 201 (186a).

 
Der neue Anspruch an den symphonischen Zyklus zeigt sich in mancherlei Hinsicht. So nimmt etwa die A-Dur-Symphonie formal insofern Züge der späten Symphonien Mozarts vorweg, als das Prinzip des Sonatenhauptsatzes, obligat nur im Kopfsatz sondern auch in die übrigen Sätze Eingang findet. Ihre formale Struktur, in der klassischen Symphonik dieser Zeit meist – im langsamen Satz – liedhaft oder – im Finale – rondohaft gereiht, folgt in der A-Dur Symphonie deutlich der Sonatenform. Und selbst das Menuett in A-Dur gibt sich in seinem kurzen B-Teil, der gewagt mit einer Rückung von E-Dur nach Fis-Dur einsetzt, durchführungsartig. Satztechnisch ist vor allem die polyphone Verdichtung der Partitur hervorzuheben. Sie zeigt sich gleich bei der Wiederholung des Hauptthemas zu Beginn des ersten Satzes, das von den tiefen Streichern (Bratschen und Bässen) in der Untersext imitiert wird. Sie zeigt sich aber auch in Ansätzen zu durchbrochener Arbeit, in ostinat verarbeiteten Bassfiguren und ganz allgemein in der polyphonen Aufgelockertheit des kammermusikalischen Satzes. Klanglich schließlich fasziniert die reiche Palette des kleinen Apparates (zu den Streichern treten lediglich je zwei Oboen und Hörner).

Strenger Quartettsatz der Streicher unter Ausnutzung warmer, tiefer Lagen zeichnet die Partitur insbesondere aus. Die Bläser spielen eine eher untergeordnete Rolle: Sie verdoppeln die Streicherstimmen im Tutti, zeichnen Figurationen melodisch in längeren Werten nach, ergänzen Klangpedale und konturieren besondere rhythmische Figuren schärfer, als die Streicher es vermögen.
(Gerhard Kramer)


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