Peter Tschaikowsky stellte seiner 1881 in Sankt Petersburg mit großem Erfolg uraufgeführten Serenade op. 48 zehn Jahre später ein Sextett für zwei Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli zu Seite und widmete es der Petersburger Gesellschaft für Kammermusik, um sich dort für seine Ernennung zum Ehrenmitglied zu bedanken. In gewisser Weise revanchierte er sich auch - wie schon mit der Serenade - bei seinem bewunderten Vorbild Wolfgang Amadeus Mozart, von dem er einmal sagte, er liebe ihn nicht nur, sondern vergöttere ihn geradezu. Besonders der Mittelteil des zweiten Satzes lässt sich als Reminiszenz an die entsprechende Moll-Episode aus der Romanze der Kleinen Nachtmusik verstehen. Dass es sich um ein »Souvenirstück« aus Italien handelt, zeigt vor allem die gitarrenartige Pizzicato Begleitung zur Geigenstimme im aparten Dialog mit dem Violoncello. Tatsächlich entstand das Werk, wie es der Titel sagt, in Florenz. Tschaikowsky hatte sich für eine Weile dorthin zurückgezogen, um die Arbeit an seiner Oper »Pique Dame« zu beenden. Das im Anschluss daran geplante Sextett- ursprünglich wohl als vergleichsweise leichte Übung betrachtet beschäftigte ihn länger als gedacht. Er schreibe »mit unwahrscheinlicher Anstrengung«, berichtete er seinem Bruder, führte es jedoch nicht auf einen Mangel an Ideen zurück, sondern auf die Schwierigkeit, für sechs selbstständige und dabei gleichwertige Stimmen zu komponieren. Diese Aufgabe galt es speziell im vierten und letzten Satz zu lösen. Wie der vorhergehende aufbauend auf folkloristischen Themen,
kulminiert er in einer Fuge, die Tschaikowsky selbst als ein persönliches Meisterstück betrachtete. Wirklich abgeschlossen hat er das Werk allerdings erst, nachdem er schon ein Jahr wieder in Russland war.
Die Bearbeitung für Orchester entstand zu einem späteren Zeitpunkt und geht nicht auf den Komponisten selbst zurück.
Johannes Jansen