Das in Paris erscheinende Magazin La Revue musicale schrieb im April 1828, Rossini habe ein neues Werk unter dem Titel Guillaume Tell versprochen, doch habe er zugleich erklärt, dass diese Oper die letzte aus seiner Feder sein werde. Rossini, einer der bekanntesten damaligen Komponisten, hielt sich daran.
Der 36-jährige Rossini föhlte sich ausgebrannt und war gesundheitlich angeschlagen. Er hatte in gut zwei Jahrzehnten bis zu fönf Opern jährlich för verschiedene Opernhäuser komponiert; fast immer Auftragsopern. Doch nun war er dank guter Investitionen und der guten Beratung von Bankiersfreunden finanziell unabhängig. Aufs Komponieren verzichtete er nie ganz, doch komponierte er nur noch för sich selbst und seine Freunde. Doch zuerst musste noch der Wilhelm Tell fertiggestellt werden.
Als Librettist wollte Rossini zuerst Eugène Scribe verpflichten, der schon das Libretto för Le comte Ory geschrieben hatte. Jedoch bot ihm Scribe nur Gustave III an, der später von Giuseppe Verdi unter dem Titel Un ballo in maschera vertont wurde, sowie La juive, welche aber Rossini ablehnte (später von Jacques Fromental Halévy komponiert). So wandte er sich an Etienne de Jouy. Dieser stellte ihm ein Libretto för eine Oper in vier Akten und 700 Versen zusammen, welches Rossini allerdings auf das heftigste verärgerte.
Hippolyte Louis Florent Bis erhielt den Auftrag von Rossini, Jouys Libretto zu öberarbeiten. Bis schrieb vor allem den problematischen zweiten Akt um und kam am Ende auf einen akzeptablen Umfang des Librettos. Einige Szenen des zweiten Aktes diskutierte Rossini noch mit dem revolutionären Armand Marrast (der Tutor der Kinder seines Bankierfreundes), der seine eigenen radikalen politischen Geföhle mit in den Text einbrachte.
Bei der Musik und dem Libretto dieser Oper zeigte Rossini besondere Sorgfalt, wohl in dem Wissen, dass dies wirklich seine letzte Oper sein sollte. Zudem war dieses Werk seine erste echte Grand opéra för die Pariser Oper. Seine anderen franzüsischen Opern waren Umarbeitungen – Le siège de Corinthe von Maometto II, Moïse et Pharaon von Mosè in Egitto. Diese Opern waren zwar vom Publikum begeistert aufgenommen worden, nicht aber, wie auch Le comte Ory, von der Presse und der musikalischen Welt. Da Rossini der Kritik nie gleichgöltig gegenöberstand, wollte er mit seinem letzten Werk, alle, das normale Publikum, Presse und die musikalische Welt begeistern.
Die Uraufföhrung der Oper fand am 3. August 1829 in Paris statt. Die Berichte öber die Uraufföhrung fielen unterschiedlich aus. Aber die Presse war dieses Mal dem Komponisten wohlgesinnt.
Doch ging man bald daran, die Oper zu verstömmeln. Adolphe Nourrit, ein föhrender Tenor der Opéra und Arnold der Uraufföhrung hatte Probleme mit dieser Rolle. Bei der zweiten oder dritten Aufföhrung ließ er seine Arie weg. Innerhalb eines Jahres wurde die Oper auf 3 Akte gekörzt. Der Clou des Ganzen war aber, dass die Pariser Oper irgendwann daran ging, nur noch den zweiten Akt aufzuföhren.
In Italien wurde die Oper als Guglielmo Tell am 17. September 1831 in Lucca zum ersten Male mit großem Erfolg aufgeföhrt. Calisto Bassi, der offizielle Hauptpoet der Mailänder Skala, öbersetzte den Text ins Italienische. Dank der liberalen Herrschaft des Großherzogs Leopold II. von der Toscana wurde das Libretto ohne jede Änderung zugelassen.
Anders in Mailand. Dort verlangte die habsburgische Zensur, dass der Ort des Geschehens nach Schottland verlegt wurde, und der Titel wurde in Gugliemo Vallace umbenannt. Auch in anderen Städten verlangte die Zensur, dass Änderungen vorgenommen wurden, bzw. der Titel in ein anderes Land verlegt wurde, da ihnen der Wilhelm Tell zu revolutionär war, so auch in Rom, London und Petersburg.
Im 19. Jahrhundert wurde Wilhelm Tell regelmäßig, sowohl auf franzüsisch und italienisch, wenn auch in den seltensten Fällen komplett aufgeföhrt.
Quelle: wikipedia