Nie zuvor war ein derart aktueller, skandalträchtiger Stoff vor der Uraufföhrung von La Traviata 1853 auf die Opernböhne gekommen: Erst 1847 war die Kurtisane Marie Duplessis in Paris an Schwindsucht gestorben. Ihr Liebhaber Alexandre Dumas d. J. machte sie bereits 1848 zur Titelheldin seines Romans Die Kameliendame und arbeitet ihr Schicksal vier Jahre später auch noch in ein Drama um. Giuseppe Verdi, gerade auf der Suche nach einem Stoff för eine neue Oper am Teatro La Fenice in Venedig, war begeistert von dem tragischen Schicksal der Kameliendame und der Decouvrierung der börgerlichen Doppelmoral und schuf eines der grüßten Werke der Opernliteratur.
Die Edelprostituierte Violetta Valéry leidet an Schwindsucht. Alfredo, ein junger Mann aus gutem Hause, verliebt sich in sie. Er bringt Violetta dazu, sich von ihrem bisherigen Lebenswandel zu verabschieden. Die beiden Liebenden ziehen
aufs Land. Der Vater Alfredos, der gegen das Verhältnis seines Sohnes mit einer ehemaligen Prostituierten ist, sucht in dessen Abwesenheit Violetta auf und verweist auf seine Tochter, die keiner heiraten will, solange ihr Bruder mit ihr zusammenlebt. Verzweifelt verlässt Violetta daraufhin Alfredo und nimmt ihre alte Tätigkeit wieder auf. Als Violetta im Sterben liegt, kehrt Alfredo zu ihr zuröck. Sein Vater hat ihm inzwischen die Grönde von Violettas Flucht gestanden. Aber es ist zu spät. Violetta stirbt in Alfredos Armen an ihrer tüdlichen Krankheit.
Verdis Musik köndet von Anfang an von Violettas Sterben und verleiht dieser Figur geradezu mystische, (öber)menschliche Grüße. Die Zensur war aber nicht damit einverstanden, dass eine Kurtisane gleichsam zur Heiligen öberhüht werde. Der Titel musste von Amore e morte (Liebe und Tod) in La Traviata (Die vom Wege Abgekommene) geändert, die Handlung von der Gegenwart ins Jahr 1700 verlegt werden. Der Erfolg von Verdis Meisterwerk konnte dadurch allerdings nicht aufgehalten werden. Verdis La Traviata ist bis heute för alle Beteiligten eine große Herausforderung geblieben.