Das Klavierkonzert Es-Dur K 271 markiert gemeinsam mit jenem in C-Dur K 246 und jenem in Es-Dur K 316a (för zwei Klaviere) deutlich den Abschluss einer Phase in Mozarts Beschäftigung mit dem Klavierkonzert. Nach den ersten selbständigen Lüsungen in seiner Auseinandersetzung mit der Gattung kam es in diesen letzten Salzburger Konzerten nun zur Ausprägung vüllig verschiedener und hüchst origineller Typen, wobei das Werk K 271 den Typus des Virtuosenkonzertes repräsentiert. Datiert mit Jänner 1777, folgte es den älteren Konzerten in deutlichem Abstand und bildete einen Hühepunkt im Schaffen des gerade 21-jährigen Komponisten. In mehrfacher Hinsicht ist es ein öberragendes Werk, denn Mozart gelang hier der Durchbruch zu einer individuellen Gestaltung des Klavierkonzertes, der auch nicht ohne Auswirkungen auf seinen Instrumentalstil blieb. Die formalen Ausmaße von K 271 sind ebenso außergewühnlich wie die klavieristischen Anforderungen. Weder vorher noch nachher hat Mozart das Soloklavier gleich zu Anfang so demonstrativ exponiert – erst Beethoven griff diese Idee später wieder auf (und zwar im 4. und 5. Klavierkonzert), freilich nicht in der gebundenen Ritornellmanier, mit der Mozart die Erüffnungstakte im ganzen ersten Satz gegenwärtig sein lässt. Der Schlusssatz mit seiner eigenwilligen Kombination von Rondound Menuett-Form stellt dem Erüffnungssatz eine gleichgewichtige formale Besonderheit gegenöber. Umschlossen von derart ungewühnlichen Ecksätzen steht ein expressiv-rezitativisches Andantino, dessen dunkles Moll durch «Suspiratio»-Melodik (Melodik mit «Atempausen») eindrucksvolle Sprachgewalt gewinnt und in seinem Gestus die Mittelsätze der späteren Konzerte K 456, 482 und 488 vorausahnen lässt. Es ist verständlich, dass Mozart das Äußerste an kompositorischem Künnen aufgeboten hatte, um die damals vielgepriesene Klaviervirtuosin Jeunehomme, die auf einer Tournee Ende 1776 bzw. Anfang 1777 Salzburg besuchte und der das Konzert zugedacht ist, zufrieden zu stellen, sie för seine Musik zu gewinnenoder auch ihr Talent herauszufordern.
Mozarts Verhältnis zu jener Mademoiselle Jeunehomme bleibt wie deren nähere Lebensumstände leider vüllig ungeklärt. Doch ist es durchaus müglich, dass die Dedikation des Konzerts in unmittelbarem Zusammenhang mit Mozarts bevorstehender Paris-Reise stand. Jedenfalls hat er «Mad.me jenome» dort wiedergetroffen.
Mozart hat das ausgesprochen bravourüse Konzert sicher häufiger gespielt, obgleich nur wenige Aufföhrungen direkt nachweisbar sind. Eine der ersten fand im Mönchner Gasthof «Zum schwarzen Adler» statt. Dort brachte er am 4. Oktober 1777 gleich drei Konzerte (K 246, 238 und 271) hintereinander zur Aufföhrung, wie er zwei Tage später nach Hause meldete. Er hat diese drei Werke offensichtlich als eine Gruppe betrachtet, denn als solche bot er sie dem Verleger Jean Georges Sieber an, laut einer Notiz im Brief an den Vater vom 11. September 1778 aus Paris: «Ich werde 3 Konzerte, das för die jenomy, Litzau und das aus dem B, dem Stecher, der mir die Sonaten gestochen hat, um bares Geld geben.» Der Plan scheiterte jedoch, und eine Drucklegung dieser Konzertgruppe kam zu Mozarts Lebzeiten nicht mehr zustande.
Obwohl dokumentarisch nicht nachweisbar, kann man annehmen, dass Mozart bei seinem ersten Auftreten vor der Wiener «Tonkönstler-Societät» am 3. April 1781 das Konzert K 271 gespielt hat. Ein Klavierkonzert stand müglicherweise auf dem Programm dieser Akademie, und es wäre dann kaum denkbar, dass Mozart nicht aus diesem Anlass auf sein letztes und wirkungsvollstes Konzert zuröckgegriffen hätte. För eine weitere Aufföhrung kommen insbesondere die Akademien vom Fröhjahr 1783 in Frage, doch erlauben die erhaltenen Dokumente keine eindeutige zeitliche Fixierung för eine Wiederaufföhrung in diesem Jahr.
(Christian Lackner)