Die Holberg Suite von Edvard Grieg verbindet die Eleganz des Barock mit der emotionalen Tiefe der Romantik. Geschrieben anlässlich des 200. Geburtstags des norwegischen Dramatikers Ludvig Holberg im Jahr 1884, ehrt das Werk einen der bedeutendsten Söhne Bergens. Holberg, der 1684, ein Jahr vor Bach und Händel, geboren wurde, prägte als Philosoph, Dichter und Humorist die Kultur seiner Zeit. Zu Ehren seines großen Einflusses komponierte Grieg zunächst eine Klaviersuite, die er später auf einer Reise nach Berlin für Streichorchester arrangierte. Diese Suite im alten Stil gehört bis heute zu den bekanntesten Werken des Komponisten.
In der Holberg Suite lässt Grieg die Tanzformen des Spätbarocks wieder aufleben, indem er traditionelle Tänze wie Sarabande, Gavotte, Musette und Rigaudon in romantischem Gewand präsentiert. Ein festliches Praeludium eröffnet die Suite mit lebhaften, punktierten Rhythmen, die an französische Barockouvertüren erinnern. Darauf folgt die Sarabande, deren träumerische und süße Melodie in ihrer Leichtigkeit die barocke Erdenschwere hinter sich lässt, besonders durch den Bratschen-Mittelteil.
Die Gavotte und die anschließende Musette strahlen Lebensfreude und rustikale Eingängigkeit aus. Besonders die Musette, benannt nach einem alten Dudelsackinstrument, vermittelt eine volkstümliche, fast derbe Atmosphäre. Den melancholischen Höhepunkt bildet die Air in g-Moll, die Grieg als "religiöses Andante" bezeichnete – ein stilles Gebet, das stark an Bachs berühmte Air erinnert.
Den Abschluss bildet der lebhafte Rigaudon, ein schneller Tanz mit prägnantem Rhythmus, der von Pizzicato-Begleitung getragen wird. Hier zeigt sich Griegs Fähigkeit, barocke Formen mit romantischer Leichtigkeit zu verbinden. Die Holberg Suite gehört heute zu den bedeutenden Werken für Streichorchester der Spätromantik und wird oft in einem Atemzug mit den Streicherserenaden von Dvořák und Tschaikowsky genannt.