"An der schönen blauen Donau" - Walzer, op. 314

Johann Strauss Sohn
1867
Dauer: 9'

Als am 3. Juli 1866 Österreich in der Schlacht von Königgrätz (heutiges Hradec Kralove) eine Niederlage erlitt, sank die Stimmung im Lande auf ein Minimum. Es wurden daher zahlreiche Bälle und Feste nicht durchgeführt, um dem Gram Ausdruck zu verleihen. So fand auch der beliebte Narrenabend des Wiener Männergesangsvereines nicht statt. Stattdessen organisierte man 1867 als Ersatz eine Liedertafel, für die der Gesangsverein einen eigens komponierten Walzer wünschte. Mit diesem Anliegen wandte sich der Verein an Strauss, welcher dem Wunsch nachkommen wollte. So komponierte er seinen ersten Konzertwalzer, welcher für einen Chor bestimmt war. Zur Karnevalszeit, am 15. Februar 1867, fand der Walzer mit dem Titel „An der schönen blauen Donau“ an der besagten Liedertafel im Dianasaal seine Uraufführung. Fünf Stunden dauerte die konzertantische Darbietung, von welcher der Donauwalzer das Eröffnungsstück des zweiten Teiles war. Das Publikum war allerdings nicht besonders begeistert von dem Walzer; dieser wurde aber dennoch wiederholt.

Die mangelnde Überzeugung rührte wohl vom stumpfsinnigen Text von Josef Weyl, welcher dem Walzer unterlegt war und auf den verlorenen Kampf bei Königgrätz auf höhnische Weise hindeutete. Bis ins Jahre 1890 hat der Männergesangsvereine den Donauwalzer nur siebenmal gesungen. Dann aber verfasste Dr. Franz von Gerneth einen neuen Text zu dem Stück, wodurch der Walzer am Anfang des Weges zu seiner Berühmtheit stand. In der Musikgeschichte standen Flüsse nicht selten Pate für die Namensgebung von Kompositionen oder gar für die Idee dazu. So hat bereits Strauss Vater einen Walzer mit dem Namen „Loreley-Rhein-Klänge“ komponiert. Es folgte Bela Keler mit seinem „Am schönen Rhein gedenk’’ ich Dein“, und Karl Komzak scheint für die Idee zur Namensgebung seines großen Konzertwalzers „An der schönen grünen Narenta“ förmlich von Strauss inspiriert worden zu sein. Auch Lieder und andere Orchesterwerke handeln von Flüssen wie Smetanas „Die Moldau“ oder auch Lehars Wolgalied oder „An des Tajos Strand“. Strauss hat den Titel für den Donauwalzer also selber gefunden, denn für viele seiner Werke wurden die Namensgebungen entweder vom Widmungsträger oder vom Auftraggeber vorgeschlagen.

Heute ist der Donauwalzer zweifelsohne der berühmteste Walzer der Welt. Er ist Bestandteil eines jeden Neujahrskonzertes, welches jeweils von rund einer Milliarde Menschen verfolgt wird. Weiter gilt der Donauwalzer als inoffizielle Landeshymne Österreichs, und es hat sich die Tradition etabliert, dass überall in Wien in der Minute des Jahreswechsels der Donauwalzer erklingt und man fröhlich dazu tanzt, selbst in Discotheken.

Die Introduktion eröffnet mit einem geheimnisvollen leisen Tremolo, welches eine sanfte Landschaft zu beschreiben scheint. Und schon erklingt in etwas verminderter Form das spätere Thema des Hauptwalzers. Die Einleitung zielt aus einen lautstarken Höhenpunkt hin, auf den eine absteigende Sequenz im Decrescendo folgt und auf das nun folgende berühmte Hauptthema hinzielt. Als Auftakt erklingen die drei tragenden Töne, welche einen Dreiklang beschreiben, und mit dem ersten Viertel des zweiten Taktes setzt auch schon das bezaubernde Walzertempo ein. So folgt Walzer auf Walzer bis zum Schluss wie üblich das Hauptthema wieder einsetzt und mit einem lautstarken Finale endet.

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