Chorus Viennensis

© Lukas Beck

Chorus Viennensis

Kaiser Maximilian I. institutionalisierte Ende des 15. Jahrhunderts Kapellknaben für seine Hofkapelle in Wien nach burgundischem Vorbild. Nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie wurde diese jahrhundertelange Tradition durch die Gründung der Wiener Sängerknaben im Jahr 1924 fortgeführt – eine Entwicklung, die dem damaligen Rektor der Wiener Hofburgkapelle, Josef Schnitt, zu verdanken ist.

Drei Jahrzehnte später setzte Monsignore Schnitt erneut einen markanten Impuls im Wiener Musikleben, indem er die Gründung zweier Ensembles für ehemalige Wiener Sängerknaben anregte: Seit 1952 ergänzt der Chorus Viennensis mit seinen Tenor- und Bassstimmen die Sopran- und Altstimmen der Wiener Sängerknaben. Zudem singen ehemalige Sängerknaben als Choralschola der Wiener Hofburgkapelle bei der sonntäglichen Messfeier in der Wiener Hofburgkapelle.

In den Anfangsjahren trat der Chorus Viennensis, meist gemeinsam mit den Wiener Sängerknaben, mit geistlicher Chormusik im In- und Ausland auf und arbeitete mit herausragenden Dirigenten zusammen. Ein besonderes Ereignis dieser Aufbauphase war 1958 eine richtungsweisende Aufführung der Matthäuspassion unter Ferdinand Grossmann in der Wiener Hofburgkapelle. Internationale Bekanntheit erlangte der Chor auch durch seine Mitwirkung am Walt-Disney-Film Almost Angels (1961/62). In den 1960er- und 1970er-Jahren prägten zahlreiche Schallplattenproduktionen und Konzerte mit Werken von Johann Sebastian Bach unter der Leitung von Hans Gillesberger und Nikolaus Harnoncourt die musikalische Entwicklung des Ensembles. Einige dieser Aufnahmen wurden international ausgezeichnet, darunter mit dem Grand Prix du Disque.

Seit 1970 erarbeitet der Chorus Viennensis neben seinen gemeinsamen Projekten mit den Wiener Sängerknaben auch ein eigenständiges Männerchor-Repertoire. Als erstes Ergebnis dieser Entwicklung entstand 1982 unter Uwe Theimer die Schallplatte Chorus Viennensis. Seitdem finden regelmäßig Männerchor-Konzerte statt, die ein breites stilistisches Spektrum abdecken.

1988 gewann der Chorus Viennensis beim 5. Internationalen Männerchor-Wettbewerb „Franz Schubert“ in Wien sowohl den Ersten Preis als auch den von der Stadt Wien gestifteten Schubert-Interpretationspreis. Vier Jahre später wurde dem Ensemble vom Österreichischen Kunstministerium der Mozart-Interpretationspreis verliehen.

Die einheitliche musikalische Ausbildung als Wiener Sängerknaben sowie die kontinuierliche Betreuung durch bedeutende Chorerzieher tragen maßgeblich zum internationalen Erfolg des Chorus Viennensis bei.



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