Sinfonietta F-Dur, FP 141

Francis Poulenc
1947
Dauer: 27'
I. Allegro con fuoco
II. Molto vivace
III. Andante cantabile
IV. Finale

Dem eleganten Pariser Francis Poulenc ging es in seiner Musik nie um alles. Er wollte nur spielen, möchte man sagen. Seine Musik klingt leicht und geistreich, einfach und schnörkellos, tänzerisch und bisweilen satirisch – ein Gegenentwurf zum deutschen Tiefsinn, um ein altes Klischee zu bemühen. Und tatsächlich war es der bekennende Anti-Wagnerianer Erik Satie, der für den 19-Jährigen zur Schlüsselfigur bei der Entscheidung wurde, gegen den Willen seiner Eltern sein Leben der Musik zu widmen.

Poulenc gehörte zur legendären „Group des Six“, deren Mitglieder im Geiste von Satie und Jean Cocteau die Ablehnung sowohl von Wagners Bekenntnismusik als auch von Debussys Impressionismus verband und die sich ein junges Komponieren im Zeichen von raffinierter Einfachheit, Neoklassizismus, Jazz und Varieté auf die Fahnen schrieben. Der Durchbruch gelang Poulenc 1923 mit der Ballettmusik „Les biches“, die er im Auftrag des großen Impressarios Sergej Diaghilew schrieb. Dem Charme und der klanglichen Attraktivität dieser Musik ist es zu verdanken, dass bald regelmäßige Kompositionsaufträge folgten, darunter auch 1947 ein Auftrag der BBC, die sich zum einjährigen Jubiläum ihres dritten Programms ein symphonisches Werk von ihm wünschten. Dass daraus eine „Sinfonietta“ wurde, ist typisch Poulenc, der sich eine gewisse Abneigung gegen die großen, bekenntnishaften Formen bewahrt hatte.

Die „Sinfonietta“ folgt äußerlich dem tradierten Muster einer viersätzigen Symphonie, löst aber den im 19. Jahrhundert so intensiv betriebenen Beziehungsreichtum zwischen den einzelnen Sätzen, den Themen und Motiven so gar nicht ein. Mit leichter Hand verbindet Poulenc verschiedene musikalische Charaktere, die ebenso lose wie organisch aneinandergereiht werden. Eine Musik wie eine milde Sommerbrise. Immer wieder wird es tänzerisch, Mozart und Strawinsky klingen an, auch etwas Tschaikowsky. Besinnlich umfängt einen das Andante, und das Finale ist ein frech-fröhlicher Kehraus, der so klingt, als ob Joseph Haydn eine Nacht im Varieté verbracht hätte. Mehr braucht man nicht zu wissen, ganz im Sinne des Komponisten, der einmal gesagt haben soll: „Don’t analyze my music – love it!“

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